Das politische Projekt „Europäische Union“ hat ein Legitimationsproblem. Von der Ablehnung der Verfassung im Jahr 2005 bis zur Euro-Krise und zahlreichen sozialen, politischen Auseinandersetzungen wird der Vertrauensverlust in die politische Steuerung immer deutlicher. Die Kritik bezieht sich dabei meist auf mangelnde soziale und demokratische Rechte. In der Vortragsreihe geht es einerseits darum Analysen zu bieten, aber auch Alternativen aufzuzeigen, die den Ansprüchen nach mehr Demokratie, sozialer Sicherheit und Freiheitsrechten gerecht werden können.

 

Regina-Maria Dackweiler

Regina-Maria Dackweiler, Dr. phil. habil., Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Hochschule RheinMain, Fachbereich Sozialwesen. EU-zertifizierte Trainerin „Managing E’Quality -Führungskräftetraining“. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Wohlfahrtsstaatsanalyse, Soziale Ungleichheit, (Trans-)Nationale Frauenbewegungen, Gleichstellungspolitik, Gewalt im Geschlechterverhältnis, FrauenMenschenrechte, Gender in der Sozialen Arbeit. Gegenwärtiges Forschungsprojekt: „Nur ein Quadratmeter Stoff? Kopftuchtragende Muslima als Fachkräfte in der Sozialen Arbeit“.

Ambivalenzen Europäischer Geschlechterpolitik

Die EU als geschlechterpolitische Akteurin und ambivalente Bündnispartnerin feministischer Kämpfe für ein diskriminierungs- und gewaltfreies Leben

Regina-Maria Dackweiler

Die seit dem Amsterdamer Vertrag in erster Linie an Wettbewerbsfähigkeit und Employability ausgerichtete Europäische Gleichstellungspolitik erweist sich bei genauem Blick als zwiespältige Bündnispartnerin feministischer Kämpfe um Antidiskriminierung und Selbstbestimmung von Frauen in den unterdessen 28 Mitgliedsstaaten des mit dem Friedensnobelpreis geehrten Staatenverbundes. Es gilt ebenso erzielte Erfolge mit Hilfe der EU, etwa im Feld der (sexualisierten) Gewalt gegen Frauen, zu konstatieren, wie die bitteren Früchte einer verkürzten Gleichstellungspolitik nachzuzeichnen. Diese verfolgt keineswegs das Ziel, Strukturen der Ungleichheit aufzubrechen und bestehende Herrschaftsverhältnisse im Interesse von Subordinierten und Minorisierten zu transformieren, sondern ist vielmehr geprägt vom Denken in individuellen und nationalen Platzgewinnen, hat sie sich doch etwa in der BRD mehr und mehr zum hegemonialen Diskurs über die dem „Wirtschaftsstandort“ dienliche Teilhabe von gut bis hochqualifizierten Frauen in den oberen Rängen der Ökonomie entwickelt. Dessen gewärtig werden Ungleichzeitigkeiten und Ambivalenzen in verschiedenen Politik- und Handlungsfeldern in den Blick genommen und aus einer kritisch-feministischen Perspektive eingeschätzt.

 

 

 

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